Volksmusik
Zwei Engel auf Erden
Campanula haben die Tänze der Elfenengel während der Sommersonnenwende beobachtet und sie in Musik verwandelt. Zu hören sind sie nun in ihrem ersten Album «Fiddelgüggs» – eine Empfehlung von Köbi Gantenbein.
Fläsch, 19.04.2023
Heiter und ironisch gebrochen zwar, aber immerhin: Anita Dachauer, Schwyzerörgeli und Jodel, und Lisa Travella, Geige; zusammen unterwegs als Duo Campanula. Ihr Engellied ist eine schöne Zusammenfassung ihrer Musik.
Zwei Musikerinnen falten zwei Temperamente aus, die hell und scharf klingende Geige und die melancholischen Läufe und Akkorde verschiedener Örgeli, sie verwickeln die Töne ineinander, sie entfernen sich und spielen gegeneinander, sie springen miteinander um die Wette, die eine führt die Melodie, die andere setzt den Rhythmus darunter, oft das Oergeli, immer wieder die Geige. Welch spielerische Freude!
Elfengleiche Tanzmusik
Vielleicht gehören die zwei Engel uf Ärdä aber auch ins Prättigau, woher Anita Dachauer kommt. In einer der Sagen dieses Tals pflegen Engel als Elfen in nebligen Nächten um die Sommerwende auf dem Ried von Capelgin unterhalb des «Chrüz» zu tanzen und sie tragen gelbe oder violette, fünfzipflige Kappen wie Glocken auf dem Kopf – Glockenblumen, Campanulae, wie der botanische Namen heisst.
Und so haben die zwei Musikerinnen die Tänze der Elfenengel in der Sommernacht gehört, gesehen, notiert und spielen sie nun – 13 Stückli – als ihr neues Programm. 13 Variationen der beschwingten Freude – Mazurka, Walzer, Gigue, freie Fantasie der Töne ohne Bindung an die Traditionen der Volksmusik zwischen den Alpen, Finnland und Irland. Zuhör- aber auch Tanzmusik.
Anita Dachauer und Lisa Travella sind das «Duo Campanula»
«Fiddelgüggs» ist die erste CD von Campanula. Anita Dachauer und Lisa Travella haben ihre Ausbildung zu Musikerinnen an der Hochschule Luzern gemacht. Die eine als klassische Violinistin, die andere als Örgelerin und Jodlerin im «Profil Volksmusik», einer einzigartigen Institution. Hier können junge Musiker auf höchstem Niveau Mazurka und Polka lernen. Und wie ernsthaft es in der Volksmusik zu und her geht, zeigen auch die Lebensfäden der zwei.
Heilende Engelstöne
Beide haben gelernt, ihre Instrumente nicht nur zu spielen, sondern auch zu bauen. Und auch ihr Duo Name hat wohl einen Hauch Absicht – die Campanula ist nicht nur der glockengleiche Hut der Engelelfen von Capelgin, sie ist auch eine Pflanze mit Heilkraft. Wer Halsweh hat, der kann aus ihrer Blüte Tee machen.
Und so erforscht Anita Dachauer zurzeit nebst dem Herstellen des Klangs auch die heilende Kraft der Musik, nicht nur Freude sollen Engelstöne machen, sondern auch Gesundheit stiften.