Welchen Zustand NIKKO braucht, um Musik zu kreieren erzählt die Musikerin im Podcast «FRIDA hört hin» mit Shannon Hughes.

Welchen Zustand NIKKO braucht, um Musik zu kreieren erzählt die Künstlerin im Podcast «FRIDA hört hin» mit Shannon Hughes. Bild: Carla Schleiffer

Musik

NIKKO sucht die Zwischenwelt

Mit Hybrid Trance Pop erstürmt NIKKO die Musikwelt. Poesie trifft auf trippy Elektronik und wird kunstvoll verzerrt. Mit «FRIDA Hört Hin» setzt sich NIKKO an die Aare und erzählt über ihre Debüt EP «HYBE», ihre Ode an das Dazwischensein und wie sie die Musik zum Atmen bringt.

Von Shannon Hughes

Bern, 21.09.2023

5 min


 

Wie klingt für dich eine Welt dazwischen? Die Grauzone, in der die Stimme kein Geschlecht hat und harte Beats mit zarten Akkorden zusammen tanzen? Die Berner Newcomerin NIKKO (sie/ihr) bespielt diesen Ort in ihrerer Debüt EP «HYBE».

Im August 2023 kam der Release über das queer-feministische Label Forcefield Records in die Musikwelt. Die vier Songs entspringen aus einem einzigen Gedicht und begleiten die Musikerin schon lange: «Ich habe sie schon als Jazz- oder als Popstücke gespielt». Nun hat sie einen ganz eigenen Stil dafür gefunden.

FRIDA Hört Hin Audiobeiträge mit Shannon Hughes

FRIDA Hört Hin

«FRIDA Hört Hin ist dein Ohr für aktuelle Schweizer Musik. Die Szene ist dynamisch, divers und darf ruhig etwas lauter gehört werden. Im Podcast porträtiert Shannon Hughes Musikschaffende und ihre Songs aus allen Genres. Von altbekannten Grössen bis hin zu aufstrebenden Neuentdeckungen, bei FRIDA sind alle zu hören.

Alle Episoden von «FRIDA Hört Hin» findest Du auch auf SpotifyDeezerApple Podcast und Podimo.

Bild: John Patrick Walder/ Luis Balzer

Zusammen mit dem Musiker und Produzenten Daniel Miska (er/ihn) entwickelte NIKKO den Sound des Hybrid Trance Pop, der nun auf «HYBE» zu hören ist.

Was zunächst vage scheint, wird beim Hören klar. Jeder Ton, jeder Drop und jedes Wort klingen, als wären sie zuerst in die Vergangenheit, dann in die Zukunft und zum Schluss wieder ins Hier und Jetzt gereist.

NIKKOs Sound schwimmt an der Oberfläche eines nächtlichen Teichs und möchte gleichzeitig tauchen und fliegen.

Hier lebt das Hybride, das sich nicht festlegt und schenkt damit der Zwischenwelt einen längst verdienten sonischen Output. Um der Zwischenwelt musikalisch zu begegnen, war der Abstand zur Realität für die Künstlerin wichtig: «Ich komme beim Musikmachen in einen Trancezustand.

 

Für mich wirken die Tracks von NIKKO als ob sie ‘atmen’. Sie fangen ruhig und gelassen an und eröffnen dann eine riesige Klangwelt, die auf und ab geht. Die ausgebildete Sängerin hat den Atem bewusst in die Soundproduktion eingebaut, die Stimme ist im Fokus der EP. Durch Verzerrung und Überlagerungen benutzt NIKKO ihre Stimme als sphärisches Instrument. Dazu kommen die poetischen Texte, die aus den vibrierenden Beats herausstechen. Wie eine Slampoetin rezitiert NIKKO ihre zärtlichen und zugleich fordernden Lyrics aus der Mitte ihres Klangmeers. Das macht die Hörerfahrung unmittelbar.

Als ich zu NIKKO nach dem Interview sagte, dass der Titel ihrer EP eine ganz klare Bedeutung hat, stutzt sie leicht. Dann  haben wir gemerkt, dass wir ihn doch unterschiedlich interpretiert haben. Für sie ist ‘Hybe’ eine Abkürzung von Hybrid, dem Dreh- und Angelpunkt ihres Soloprojekts.

Für mich ist ‘Hybe’ keine Abkürzung, sondern eine Wortverschmelzung der englischen Wörter ‘hype’ (dt. Rummel) und ‹vibe› (dt. Stimmung, Atmosphäre). Diese Verschmelzung drückt für mich den Spannungsbogen der EP aus: von den intensiven Texte und Rhythmen bis hin zu den ruhigen und sanften Momenten. «Das gefällt mir auch ganz gut», schmunzelte sie, als wir ein letztes Mal über die Aare blickten.

Nächste Konzerte

NIKKO ist Ende September gleich zweimal zu sehen

28.09.23 Soso Space, Bern (Plattentaufe)

29.09.23 Hirscheneck, Basel