Martina Huber und Gianni Jetzer haben das Projekt «Experimental Ecology» als Plattform für Künstler- und Wissenschaftle:innen im Bereich Ökologie ins Leben gerufen. Fünf interdisziplinäre Teams haben über mehrere Monate an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet. Die Ergebnisse sind nun in der interaktiven Ausstellung in den Räumlichkeiten der Stiftung KBHG in Basel zu sehen.
Frau Huber, Herr Jetzer, kann die Kunst dazu beitragen, das Klima zu retten?
Gianni Jetzer: Das Klima muss ja nicht gerettet werden. Unsere Ausstellung macht die gegenwärtige Zentriertheit auf die Menschheit deutlich. Plankton gibt es seit 3,5 Millionen Jahren. Wenn man diese Zahl ins Verhältnis zur Geschichte der Menschheit stellt, bemerkt man, dass wir nur ein winzig kleiner Teil der Geschichte des Planeten sind. Aber wir bilden uns ein, das Klima retten zu müssen.
Die Kunst soll also uns Menschen retten und nicht das Klima?
Martina Huber: Für mich spielt Kunst eine wesentliche Rolle in diesem Diskurs und in der Forschung, weil sie einen emotionalen Zugang zum Thema schafft. Die Kunst kann einen grossen Beitrag leisten, wenn es ihr gelingt, diesen Zugang zu vermitteln. Deshalb ist der Bedarf an Kollaborationen zwischen Kunst und Wissenschaft sehr hoch.
Sie sehen die Aufgabe der Kunst darin, eine Brücke zu bauen und die Wissenschaft so zugänglicher zu machen?
Gianni Jetzer: Bestehende Denksysteme sollen hinterfragt werden und wir müssen einen Schritt zurück machen und die Unterteilung in Mensch und Natur, die seit der Renaissance vorherrscht, überdenken.
In der Ausstellung hängt ein Zitat von Alex Jordan, er ist einer der teilnehmenden Wissenschaftler und forscht am Max-Planck-Institut. Er sagt: «Der Mensch ist ein Tier und das Tier kann nur überleben, wenn es mit den anderen Tieren und der Natur auf dem Planeten zusammenlebt und im Austausch steht.»
Martina Huber: Es gibt verschiedene Arten der Wissenskreation. In der Wissenschaft geht es um den Verstand, dort ist man sehr objektiv. Die Kunst ist subjektiver und emotionaler. Ich denke, je gesamtheitlicher man Wissen kreieren kann, desto grösser ist der Impakt, den man bei den Menschen erreicht.