Thierry Burkart im FRIDA Interview

Kulturpolitik

Wie haben Sie’s mit der Kultur, Herr Burkart?

Die Nationalratswahlen stehen bald an und In der Kulturbranche besteht dringender politischer Handlungsbedarf. Was können wir von den Parteien erwarten? Wir haben die Parteipräsident:innen befragt. Diese Woche mit Thierry Burkart von der FDP.

Von Helena Krauser

Lengnau, 05.07.2023

3 min

Wenn Sie eine Parteifeier organisieren müssten: Welche kulturellen Programmpunkte würden Sie einbauen? Was darf nicht fehlen?

Ich achte darauf, in welcher Region und zum welchem Anlass die Feier stattfindet. Wichtig ist, dass man sich bei der Wahl der Darbietungen aufs Publikum ausrichtet und die Auswahl breit ist. Ich verantworte bei meinen Veranstaltungen bislang kulturelle Programmpunkte von Musik bis Poetry Slam.

Im aktuellen Entwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 ist nicht von «Kulturjournalismus» allerdings von der «Berücksichtigung von neuen digitalen und hybriden Formaten der Produktion, Verbreitung und Vermittlung» die Rede. Würden sie eine explizite Aufnahme des Kulturjournalismus in die Kulturbotschaft begrüssen?

Ich unterstütze, dass der Bund zur Umsetzung der Kulturpolitik in den Jahren 2025–2028 mit der neuen Kulturbotschaft Finanzmittel in der Höhe von insgesamt 1001,9 Millionen Franken vorsieht. Dies entspricht einem Wachstum von durchschnittlich real 0,2 Prozent im Vergleich zum Voranschlag 2024.

Brauchen wir überhaupt so viel Kultur? Sollten Kulturschaffende angesichts des Fachkräftemangels nicht besser Pfleger:innen oder Handwerker:innen werden?

Ohne Kultur wären wir eine seelenlose Gesellschaft.

Das Kulturschaffen ist daher genauso wichtig wie andere berufliche Tätigkeiten. Voraussetzung ist aber, dass das Kulturschaffen ein Publikum findet.

Welche kulturelle Veranstaltung haben Sie zuletzt besucht? Was hat Ihnen dabei nicht so gut gefallen?

Das Iron Maiden-Konzert im Hallenstadion, Pedestrians und eine Cover-Band an unserem Dorffest sowie Bruckners 7. Symphonie, aufgeführt durch das London Symphony Orchestra. Es gab dabei nichts, das ich mir anders gewünscht hätte.

Was war Ihr letzter Kulturtipp, von dem Sie Freunden und Bekannten erzählten?

Eine Aufführung des Badener Poetry Slammers Simon Libsig.

Hatten Sie schon mal einen Kulturschock? (Im In- oder Ausland)

Die zeitgenössische klassische Musik ist für mich immer wieder eine besondere Herausforderung.

Bei einer Aufführung hielt ich es kaum aus und überlegte mir, ob ich den Saal verlassen solle. Ich hätte es tun sollen…

Sind Sie eher der Typ Mensch, der gerne in der Menge tanzt oder lieber ein Konzert im Sitzen geniesst?

Ein klassisches Konzert höre ich im Sitzen. Bei einem Rockkonzert stehe ich lieber in der Menge.

Was halten Sie von Menschen, die behaupten, dass sie keine Zeit für kulturelle Aktivitäten haben?

Jede und jeder soll selber entscheiden, wie viel Zeit er oder sie für die Kultur einsetzt. Allerdings bin ich sicher, dass es fürs Seelenwohl aller hilfreich wäre, sich zumindest etwas Zeit dafür zu nehmen.

Welche Musik hören Sie, wenn Sie wütend sind?

Da ich mich eigentlich fast ausschliesslich in politischen Sitzungen ärgere, habe ich dann nicht die Möglichkeit Musik zu hören. Allerdings wäre es ab und zu gewinnbringender als gewissen Voten zuhören zu müssen.

Womit lagen Sie zuletzt falsch?

Als ich dachte, dass Fragen eines Kulturmagazins einfach zu beantworten wären.

Mit wem würden Sie gerne an der Bar versacken?

Wäre es möglich, mit Winston Churchill, wobei ich es wohl, als deutlich weniger trinkfest, nicht so lange wie er aushalten würde.