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Kulturpolitik

Wie haben Sie’s mit der Kultur, Herr Grossen?

Im Herbst stehen die Nationalratswahlen an. In der Kulturbranche besteht dringender politischer Handlungsbedarf. Was können wir von den Parteien erwarten? Und welche Persönlichkeiten stecken hinter den Politikerphrasen? Wir haben die Parteipräsident:innen befragt und stellen Euch hier ihre Antworten vor. Diese Woche starten wir mit dem Parteipräsidenten der Grünliberalen, Jürg Grossen.

Von Helena Krauser

Frutigen, 22.06.2023

3 min

Herr Grossen, wenn Sie eine Parteifeier organisieren müssten: Welche kulturellen Programmpunkte würden Sie einbauen? Was darf nicht fehlen?

Jürg Grossen: 2019 fand zum Beispiel die Wahlparty der GLP Kanton Zürich im Club Hive statt. Es braucht also unbedingt einen DJ. Spass bei Seite, aber Musik darf natürlich nie fehlen. An einer Parteifeier braucht es Inhalte für Kopf und Herz. Eine Rapperin mit einem herausfordernden und motivierenden Text für uns Politikerinnen und Politiker könnte genauso ein super Höhepunkt einer Parteifeier sein, wie eine Gruppe Alphornbläser.

Welche kulturelle Veranstaltung haben Sie zuletzt besucht? Was hat Ihnen dabei nicht so gut gefallen?

Ein Konzert der Schweizer Band (Cardhu Tree, Independent Folk) im kleinen Club «Badi Lounge» in Frutigen. Die Brücke zwischen einheimischen Klängen, Mundarttexten mit lokalem Bezug und dem Indie-Folk-Einfluss hat mich sehr fasziniert. Viel gelacht habe ich kürzlich auch bei einem Besuch von Michael Elseners Show «alles wird gut» in Burgdorf.

Brauchen wir überhaupt so viel Kultur? Sollten Kulturschaffende angesichts des Fachkräftemangels nicht besser Pfleger:innen oder Handwerker:innen werden?

Kulturschaffende leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben und der Lebensqualität in unserer Gesellschaft. Das geht vom Laienchor in Frutigen über einen Landschaftsmaler in Lugano bis hin zu einer Slam Poetin in Genf. Deshalb ist es zentral, dass das Kulturangebot so divers ist wie die Bedürfnisse der Menschen.
Ebenso wichtig ist aber die Rolle der Kultur als Spiegel unserer Gesellschaft.

Wenn wir uns als Gemeinschaft stärken wollen, brauchen wir diesen Ort der kritischen Auseinandersetzung.

Im aktuellen Entwurf zur Kulturbotschaft 2025–2028 ist nicht von «Kulturjournalismus» allerdings von der «Berücksichtigung von neuen digitalen und hybriden Formaten der Produktion, Verbreitung und Vermittlung» die Rede. Würden sie eine explizite Aufnahme des Kulturjournalismus in die Kulturbotschaft begrüssen?

Der Kulturjournalismus ermöglicht eine Vermittlung des vielfältigen Kulturangebots an die Bevölkerung, aber auch einen Austausch zwischen Kulturschaffenden. Wir begegnen dem Abbau der Medienqualität in der Schweiz mit Sorge. Die Aufnahme des Kulturjournalismus in der Kulturbotschaft wäre eine elegante Möglichkeit, die Herausforderungen der Kulturszene von verschiedenen Richtungen anzugehen.

Was war Ihr letzter Kulturtipp, von dem Sie Freunden und Bekannten erzählten?

Die Show von Michael Elsener habe ich direkt einer Kollegin empfohlen.

Hatten Sie schon mal einen Kulturschock?

Nein, ich bin nicht so schnell zu schockieren ?.

Sind Sie eher der Typ Mensch, der gerne in der Menge tanzt oder lieber ein Konzert im Sitzen geniesst?

Ich bin eher der Typ Mensch, der in der Menge tanzt.

Welche Musik hören Sie, wenn Sie wütend sind?

Das passiert selten. Aber wenn, dann braucht es je nach Situation entweder laute Gitarren wie bei AC/DC oder ZZ Top oder beruhigende Entspannungsmusik.

Womit lagen Sie zuletzt falsch?

Bei der Prognose zum CO2-Gesetz, das leider gegen meine Erwartungen abgelehnt wurde. Nun lag ich aber mit der Prognose zum Klimaschutzgesetz (60 Prozent Zustimmung) fast genau richtig, was mich sehr freut.

Mit wem würden Sie gerne an der Bar versacken?

Am liebsten mit Mani Matter, was aber leider nicht möglich ist. Deshalb wähle ich Mike Müller und Steff la Cheffe.