Der Zugang zum Paradies ist mir verwehrt. Ein junger Mann mit einem Maschinengewehr steht mir im Weg und schüttelt den Kopf. Direkt hinter ihm, zwischen dem Wachhäuschen und dem Schlagbaum, lächelt ein mannshoher Schneemann mit Karottennase. Die Wache zieht bedauernd die Schultern hoch, dabei wölbt sich wie ein nutzloser Muskel die weisse Lederbinde auf ihrem Arm: «Es tut mir leid, aber ich kann Sie hier nicht durchlassen. Es ist zu Ihrem eigenen Schutz. Bei uns findet gleich eine grosse Übung statt.»
«Aber ist das hier denn nicht der Wanderweg?»
«Schon, aber nur am Wochenende. Wir haben eine Homepage, auf der steht immer, wann wir hier Manöver machen.»
«Na in dem Fall: Mea culpa!»
Ein zweiter Soldat eilt mit schnellen Schritten herbei. Er hat eine Glatze, einen Bart und ein Funkgerät in der Hand: «Was will er?», fragt er den Wachmann. Ich zeige an ihm vorbei in die Tiefe des Tals: «Ich will ins Paradies, das liegt dort, hinter der nächsten Biegung.»
«Du kannst da nicht durch. Gleich wird hier geschossen, scharf, und gesprengt, mit Granaten.»
Als habe er eine Illustration zu seiner Erklärung bestellt, rattert in dem Moment ein Panzer um die Ecke, stösst eine schwarze Dieselwolke aus und bremst. Die Wolke schwebt auf mich zu, fährt mir wie eine Gaze übers Gesicht, ein E-Panzer ist das auf jeden Fall nicht. Die Wache hebelt den Schlagbaum hoch, wobei das Gegengewicht den Schneemann umstösst.
«Ou, ou», lacht der Soldat mit der Glatze.
«Was für ein Drama, schon das erste Opfer», sage ich, doch meine Bemerkung geht im ohrenbetäubenden Brummen des Panzermotors unter. Ich springe von der Strasse und halte mir schnell die Ohren zu. Auch die Wache hält sich die Ohren zu. Der Mann mit der Glatze zieht nur die Augenbrauen hoch, wahrscheinlich ist er ein Profi, ein Instruktor, der sich von so einem kleinen Panzerkrach nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Diesmal schwebt die schwarze Dieselwolke knapp an mir vorbei. Erst als das Ungetüm durchgefahren ist, merke ich, dass ich mit beiden Füssen in einer Lache aus Eiswasser stehe. Ich unterdrücke einen Fluch, lasse mir nichts anmerken.
«Wow, das ist ganz schön laut», sage ich. Der Glatzkopf lacht: «Siehst du. Gleich wird es hier noch sehr viel lauter. Besser, du gehst jetzt.»
Ich frage ihn, ob es wirklich keinen Weg am Schiessplatz vorbei ins hintere Tal gäbe, ins Paradies. Aber eigentlich habe ich keine rechte Lust mehr, hier weiterzugehen. Auch die Militärambulanz, die ein paar Meter weiter steht, verheisst nichts Gutes.