Kommentar

Kommunikations-Gau im Theater

Das Theater sendet seit 2500 Jahren. Trotzdem können Theater selten Kommunikation. Das belegen derzeit die Schauspielhaus AG in Zürich und die Stiftung des Theater Chur.

Von Mathias Balzer

Chur/Basel, 10.02.2023

2 min

Am Schauspielhaus Zürich und am Theater Chur werden die Verträge mit den künstlerischen Leitungen nicht verlängert. In Zürich mit Benjamin von Blomberg und Nicolas Steman, in Chur mit Roman Weishaupt.

Beide Intendanzen mussten unter schwierigsten Umständen ihre ersten Jahre stemmen, pandemiebedingt. Beide können eigentlich erst jetzt richtig zeigen, wie sich die jeweilige Idee für das Haus entwickeln könnte. Aber an beiden Orten wird es 2024 einen Wechsel, sprich Neuanfang, geben. Dabei würden die Konzepte erst jetzt richtig Fahrt aufnehmen:

In Chur schafft es Roman Weishaupt trotz Mini-Budget international preisgekröntes Theater ins Städtchen zu bringen. Gleichzeitig sorgen Koproduktionen mit Bündner Theaterschaffenden zu Bündner Themen für Furore.

Das Schauspielhaus wiederum hat alle wichtige Preise abgeräumt und mit seiner diversen Truppe für frischen künstlerischen Wind, neues Publikum und – nicht zuletzt – für harte Debatten um das Zeitgeistthema Wokeness gesorgt.

An beiden Orten ist die Beendigung der Intendanz schwer nachzuvollziehen.

Liegt es am Geld? Ging es um mögliche Kündigungen? Waren die Anfeindungen aus dem Zürcher Bürgertum der Treiber? Sind es persönliche Gründe, Streitigkeiten zwischen Direktion und Verwaltungsrat? Ermüdungserscheinungen? Haben Verwaltungs- (in Zürich) oder Stiftungsrat (in Chur) ihre Hausaufgaben gemacht? Haben sie eine Strategie, wie es weiter gehen soll?

Wir wissen es nicht. Und das ist das eigentliche Ärgernis. Weder im grossen Zürich noch im kleinen Chur schaffen es die Verwaltungs- und Stiftungsräte, die ja vor allem mit öffentlichen Geldern arbeiten, die Öffentlichkeit klar zu informieren. An beiden Orten wird mit dürren Medienmitteilungen mehr verschleiert als informiert.

Was zur Folge hat, dass abenteuerlichste Spekulationen und Fake News fröhlichst ins Kraut schiessen. Wer wirklich wissen will, was genau die Gründe für das Ende sind, muss darauf warten, ob nicht doch noch eine Journalistin oder ein Journalist hinter den Kulissen die Wahrheit erfährt. Uns ist es bisher nicht gelungen.

Transparenz statt kommunikative Nebelpetarden – das hätten sowohl die Künstler:innen wie das Publikum verdient.