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Miriam Cahn in ihrem minimalistischen Wohnatelier in Stampa, Graubünden.

Foto: Keystone

Kunst

Miriam Cahn – Warum möchten Sie nicht mehr Teil der linken Kulturszene sein?

Für die vierte Folge des Kulturpodcasts «FRIDA trifft» haben wir Miriam Cahn in ihrem Wohnatelier in Stampa besucht. Im Gespräch erzählte die Künstlerin, weshalb sie nicht gerade begeistert ist, wenn ein Museum ein Bild von ihr kaufen möchte und weshalb sie als Jüdin mit der Szene der Schweizer Kulturschaffenden gebrochen hat.

Von Helena Krauser & Mathias Balzer

Stampa, 12.11.2023

2 min


 

«Man darf Bilder missverstehen», sagt Miriam Cahn klar und deutlich. Wenn ein Werk wie ihres, mit dem Titel «Fuck abstraction», absichtlich fehlinterpretiert und sogar beschädigt wird, geht das ihrer Meinung nach jedoch zu weit. In solchen Fällen zieht sie, wenn auch widerstrebend, die Hilfe des Rechtsstaates in Betracht.

In den 70er Jahren kam Miriam Cahn mit der Bedeutung des Körpers als künstlerischem Instrument in Berührung, was sie nachhaltig geprägt hat. Seitdem ist ihre Arbeit stets auch ein performativer Akt.

Einzelne Kunstwerke sind ihr weniger wichtig als die Verbindungen zwischen den Bildern. Aus diesem Grund schafft sie oft direkt Rauminstallationen und kuratiert ihre Werke für Ausstellungen am liebsten selbst.

Obwohl Miriam Cahn sich nicht explizit als politische Künstlerin betrachtet, fließen politische Themen regelmäßig in ihre Werke ein. Unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober schuf sie das Werk «Weinen müssen».

Sie erklärt:

«Ich selbst konnte nicht weinen. Aber ich hatte das Gefühl, dass meine Tränen hinter den Augen vertrocknen. Und das Gefühl wollte ich zeigen. Weil es war ja nicht nur mein Gefühl, sondern das Gefühl weltweit aller Juden. Und ist es noch.»

Die mangelnde Empathie in der Schweizer Kulturszene und der linken Szene für die Grausamkeiten, die Israel und der jüdischen Gemeinschaft zugefügt wurden, empfindet sie als unverständlich und unverzeihlich. Deshalb hat sie mit dieser Szene gebrochen. Es sei radikaler Bruch, der nicht mehr zu kitten sei, erzählt sie uns. 

 

«FRIDA trifft» der eue Kulturpodcast des FRIDA Magazins mit Mathias Balzer und Helena Krauser.

«FRIDA trifft» ist der neue Interviewpodcast der Schweizer Kulturszene. Mathias Balzer und Helena Krauser treffen die spannendsten Kulturschaffenden des Landes und befragen sie zu ihren Ideen, Träumen, Ängsten und natürlich auch zu ihrem kulturellen Schaffen. Der Titel ist Programm: Wir wollen den Punkt treffen, den Punkt, an dem das Herz unserer Gäste schlägt und manchmal vielleicht auch den wunden Punkt. «FRIDA trifft» macht hörbar, was die Schweizer Kulturlandschaft bewegt.

Jeden Monat erscheint eine neue Folge.

Hier geht es zum  Podcast auf SpotifyDeezer, Apple Podcast und Podimo.