Vor zehn Jahren haben wir an der Urne mit der Revision des Raumplanungsgesetzes beschlossen, dass die Schweiz künftig nach innen verdichtet werden soll. Da die Gemeinden landauf, landab die Hoheit übers Planen haben, müssen sie seither ihre Bau- und Zonenordnungen so reparieren, dass sie dem neuen eidgenössischen Massstab genügen. Das Verdichten nach innen – und mit ihm verbunden der Verzicht, immer mehr grüne Wiese zu überbauen – ist gewiss ein guter Schritt hin zu klimafreundlicherem Bauen. Aber er genügt nicht.
Denn neben der Finanz- und Verkehrswirtschaft ist die Bauwirtschaft ja welt- und schweizweit die wohl kräftigste Treiberin der Klimakrise. Und so ist es erstaunlich, dass im laufenden schweizweiten Ortsplanen weder Fantasie noch Wissen gebraucht werden, wie wir den Bauplatz Schweiz einrichten können, damit er klimaverträglich wird – netto null gar. Andersherum – die Schweiz verpasst grad eine Chance, denn die Folgen der Klimakrise werden unsere Bau- und Zonenordnung gründlich infrage stellen.
Mit Blick über die Bauparzelle hinaus
In Grabs, einer Gemeinde in der schnell wachsenden Agglomeration des oberen St. Galler Rheintals, wohnen und arbeiten Timothy Allen und Ronan Crippa. Eben erst haben sie ihr Diplom als Architekten an der ETH Zürich gemacht. Sie bauen dies und das um, machen da und dort an Wettbewerben mit. Und sie tun, was Architekten selten tun – sie schauen über den Rand ihrer Bauparzellen hinaus.
Sie haben etliche Themen, die in den letzten Jahren als Klimakrise berühmt geworden sind, aufs Bauen und Planen hin studiert. Mit ihren Erkenntnissen haben sie, wie es sich für Architekten gehört, eine Alternative und Ergänzung zur werdenden Grabser Bau- und Zonenordnung entworfen – denn auch ihre Gemeinde ist daran, sich fürs Verdichten zu rüsten. Grabs ist ihr Beispiel – der Anspruch der Arbeit der zwei jungen Planer aber heisst «Ein Baureglement für alle». Andersherum: Grabs ist überall. Von Carouge bis Müstair.