«Vorgestern war das Wipkingen Open Air», erzählt mir der Musiker Tapiwa Svosve an einem sonnigen Montagvormittag auf einer schattigen Terrasse in Zürich. «Ich bin dort mit Dimitri Krebs, Nico Sørensen und Nicola Habegger als Nelly Schweiz aufgetreten, einer Noise-Band, die Stücke von Nelly Furtado covert. Unsere zwei Hits sind ‹No hay igual› und ‹Maneater›.»
Wiederum einen Tag vor dem Wipkingen Open Air stand ich auf dem Sonnenberg bei Luzern vor einer der Bühnen des sympathischen B-Sides Festivals und hörte Svosve, an Keyboard und Saxofon, als Teil der Band District Five, die bisweilen als Jazzband bezeichnet wird, sich aber wohl selber nicht so bezeichnen würde.
Und während der, ebenfalls sympathischen, Bad Bonn Kilbi Anfang Juni fand ich mich, mit circa 200 anderen, in einem dunklen, verrauchten Club wieder, bei einer Performance von Tapiwa Svosve gemeinsam mit Tizia Zimmermann und Simon Grab. Auf der Homepage des Festivals werden der Musik des Trios die liebevollen Attribute «Avantgarde’s Monster», «Apocalyptic Jazz» und «Music For Horror Movies» zugeschrieben. Fantasievollen Leser:innen sollte es nun möglich sein, sich den Klang vorzustellen: Weit in die Abstraktion collagierte Improvisationen, die spannungsvoll zwischen analog und elektronisch oszillieren und die Aufmerksamkeit belohnen, die man ihnen schenkt.
Ich erinnere mich ausserdem an ein Solo-Set von Svosve mit Saxofon im Rahmen der Konzertreihe Graveyard Shift im Pfauen des Schauspielhauses Zürich und an eine einführende Improvisation (auch mit Saxofon) vor einem Konzert von Moor Mother in der Kaserne Basel. Ausserdem kollaboriert er als Teil von Moved by the Motion, dem Kollektiv rund um die Künstlerin Wu Tsang, das am Schauspielhaus Zürich Arbeiten wie «Orpheus» und «Composition I – (vor) IV» realisierte. Oder eine der letzten Louis Vuitton Fashionshows des im November 2021 verstorbenen Designers Virgil Abloh, zu deren Soundtrack auch Tapiwa Svosve beitrug.