Nach rund eineinhalb Jahren Vorbereitung ist es soweit: Seit Montag, 21. März, erscheinen die ersten Artikel unseres Magazins. Die Vorbereitungen dazu waren intensiv, ein Wechselbad aus Panik und Euphorie. Zufällig trafen wir letzte Woche – auf dem Höhepunkt unserer Nervositätsskala angelangt – den Theaterregisseur Thom Luz in einem indischen Restaurant in Basel. Er hat uns beruhigt. Unser Zustand sei normal, Zweifel und blank liegende Nerven das tägliche Brot jedes schöpferischen Menschen. Ihm gehe das vor jeder Premiere so. Und das sei auch gut so. Danke Thom für den guten Rat aus der Künstler-Apotheke!
Aber neben Nervenkitzel, Spass und Vorfreude hat natürlich auch uns dieser unfassbar grauenhafte Krieg in der Ukraine erschüttert und zusätzlich gefordert. Was berichtet ein neues, kleines Kulturmagazin angesichts Millionen Menschen, die ihre Heimat verlassen, angesichts der Zerstörung ganzer Städte, ja, eines Landes samt seiner Kultur, angesichts des Endes des europäischen Pazifismus, angesichts rot-grüner Regierungen, die in milliardenschwerer Aufrüstung die einzige Lösung sehen? Als ob nicht andere dringende Probleme anstatt der Waffenproduktion anstehen würden …
Wie wir merken mussten, sind das Fragen, die uns leider noch eine Weile beschäftigen werden. Fürs Erste haben wir uns mal auf die Suche nach Antworten gemacht:
Wir sind in diesen Tagen Wolfgang Laib begegnet, einem Künstler, der trotz allem den Glauben an die Kunst nicht verliert.
Und wir sind auf die Geschichte von Trixa Arnold und Ilja Komarov gestossen, die vor einem halben Jahr noch durch Russland getourt sind.
Und zum Ende dieser Woche beleuchtet der Podcast «Treibhaus» im FRIDA Magazin den Krieg nochmals von einer ganz anderen Seite. Der Titel lautet: «Putins Krieg – und warum Wärmepumpen Frieden bringen»
Aber es gehört auch zur Kultur, dass sie uns immer wieder in unerwartete Gefilde des Menschseins führt. Nirgends erfahren wir das so intensiv, wie beim Lesen. Wir freuen uns sehr, dass Marion Regenscheit, die Leiterin des Literaturfestivals BuchBasel, jeden Monat drei Bücher vorstellt. Heute beginnt sie mit Werken von Tanja Maljartschuk, Julia von Lucadou und Natasha Brown.
Unsere Serien und Kolumnen
Wir werden Euch wöchentlich in einem Newsletter über neuen Lesestoff informieren. Es lohnt sich aber, immer mal wieder die Webseite zu besuchen, da wir unsere Artikel jeweils hochschalten, sobald sie fertig sind. Neben aktuellen Reportagen, Interviews, Kritiken, kulturpolitischen Einwürfen, Porträts und Berichten zur Kultur der Gegenwart, haben wir auch einige serielle Formate entworfen.
Beispielsweise die Kolumne «Wir sind Held:innen». In Ihr untersucht der Theaterregisseur und Drehbuchautor Felix Benesch die Wechselwirkung zwischen Erzählung, Narrativ und Wirklichkeit. Welchem Narrativ folgt die Corona-Pandemie? An welchen erzählerischen Strategien orientieren sich erfolgreiche Politiker:innen? Wo in der Weltliteratur ist uns der autistische Diktator bereits begegnet?
Oder unsere interaktive Performance-Reihe «Mach’s», die wir in Zusammenarbeit mit dem in Basel wohnhaften Künstler und Kurator Chris Hunter lancieren. Hier könnt Ihr, liebe Leser:innen, selbst Teil des Projekts werden. Und das geht so: Renommierte Künstler:innen entwickeln Anleitungen für eine Performance, diese wird im FRIDA Magazin veröffentlicht, Ihr könnt die Performance ausprobieren und Eure Erfahrungen mit uns und den Künstler:innen teilen. Wir widmen allen teilnehmenden Performer:innen ein umfassendes Porträt, um Euch ihre Arbeitsweise und Gedankenwelt zu vermitteln. Das ganze Projekt, inklusive Eurer Rückmeldungen, wird im Sommer Teil der Ausstellung «Bang Bang. Translokale Performance Geschichte:n» im Museum Tinguely in Basel. Die Reihe läuft über zwölf Monate und wird im März 2023 von Edition Frida in einer analogen Publikation zusammengefasst.
Und einmal im Monat laden wir euch ein, Christoph Keller, Marion Regenscheit und Lucien Haug zu lauschen. In ihrem Literatur-Podcast «eins.sieben.drei» stellen sie jeweils ein Buch abseits des Mainstreams vor. Die Macher:innen fordern die Autor:innen heraus und stellen sich selber dabei auf die Probe. Anregend, humorvoll und auf jeden Fall erbarmungslos ehrlich sprechen sie über ihre Leseerfahrungen.
Dankeschön
Im Herbst 2021, als wir mit den Plänen für unser Magazin erstmals an die Öffentlichkeit traten, haben wir uns ein hohes Ziel gesteckt: Bis zum Start soll das Magazin 1000 Abonnent:innen haben. Dieses Ziel schien eine ganze Weile fast unerreichbar – und nun haben wir es doch beinahe geschafft. Bis heute haben 1006 Personen ein FRIDA-Abo.
Höchste Zeit also für eine kleine Verneigung vor Euch, liebe Erst-Leser:innen. Ohne Euer Vertrauen in unsere Arbeit und in unser Wagnis gäbe es diesen Willkommens-Artikel nicht. Und auch nicht ohne den Support zahlreicher Kulturinstitutionen und Künstler:innen. Und nicht zuletzt danken wir den Institutionen und Stiftungen, die bei der Anschubfinanzierung für FRIDA mitgeholfen haben.
Es ist uns bewusst, dass dieses Vertrauen ein hohes Gut ist. Und deshalb sind wir heute beinah wieder in jenem nervlichen Aggregat-Zustand, den wir anfangs beschrieben haben. Es geht uns wie Schauspieler:innen, die auftreten, aber noch keine Ahnung haben, ob das Publikum die Performance interessant finden wird, oder ihr wenigstens mit Wohlwollen begegnet. Kurz: Wir sind dankbar für Eure Rückmeldungen, hoffen aber gleichzeitig, dass Ihr uns die nötige Zeit gebt, um unser Magazin zu entwickeln.
In diesem Sinne: Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg!