Dieser Text ist bereits auf unserem Partnerportal «Hauptstadt» erschienen. Das Berner Stadtmagazin wurde wie FRIDA im März 2022 ins Leben gerufen und gehört ebenfalls zu den verlagsunabhängigen Medien der Schweiz.
Hallo Zukunft? Sind das wirklich düster gekleidete Gestalten, die Puppen an sich drücken und so tun, als ob es geliebte Babies wären? «Pseudomütter» seien diese Gestalten, wird denn auch gleich aufgeklärt im Stück «Bestien, wir Bestien» von Bühnen Bern (Regie: Franziska Autzen). Weil in dieser Welt, von der Schwyzer Autorin Martina Clavadetscher geschaffen, sind alle Frauen unfruchtbar geworden.
«Bestien, wir Bestien» ist eine Dystopie, ein zweiteiliges düsteres Zukunftsszenario, vor dem man gerne die Augen verschliessen würde. Aber wie soll das gehen, wenn da eine Hohepriesterin (Yohanna Schwertfeger), die keinen Widerspruch duldet, grosse Reden schwingt? Wenn da löchrige militärische Tarnnetze verhindern, dass es überhaupt noch so etwas wie eine Privatsphäre gibt (Bühne: Ute Radler) – und das Gebären keine persönliche Entscheidung mehr, sondern dem Diktat des Kollektivs unterstellt ist?
Es ist ein Werk, das intellektuell herausfordert. Der Text ist dicht, vor allem im ersten Teil lässt er den Schauspielerinnen fast nicht genügend Freiraum, sich in das Stück hineinzugeben. Es ist der Preis, den sie zahlen, und den auch das Publikum zahlen muss. Dafür erhält es Relevanz und Aktualität.
Mut zum Risiko
Das Stück, am Samstag 10. Dezember 2022 uraufgeführt, reiht sich ein in eine Saison von solchen Werken. Sie sind mutig, aber auch immer mit einem Risiko verbunden. Es geht um die Zukunft – oder vielmehr darum, dass es vielleicht keine gibt – es geht darum, wo wir Menschen hindriften.