Amt für Umwelt und Energie, Basel. Bild: Daisuke Hirabayashi.

Amt für Umwelt und Energie, Basel

Bild: Daisuke Hirabayashi

Architektur

Bling-Bling in Basel

Der Bündner Köbi Gantenbein ist als Mitgründer und Verleger der Zeitschrift Hochparterre ein Experte auf dem Gebiet der Architektur. In seiner regelmässigen Kolumne im FRIDA Magazin betrachtet er die architektonischen Besonderheiten, die uns täglich umgeben. Diesmal geht es um die schillernde Fassade des Amts für Umwelt und Energie in Basel, die edel, aber nicht aufdringlich ist.

Von Köbi Gantenbein

Basel, 06.04.2022

2 min

Die Hausfassade an der Spiegelgasse in Basel leuchtet, schimmert und glitzert je nach Sonnenschein anders. Sie bereichert die Nachbarschaft – sie ist anders, aber nicht aufdringlich, sie ist edel, aber nicht angeberisch, sie ist Teil eines Vorzeigehauses der Nachhaltigkeit und Klimavernunft. So ein Haus wollte der Kanton Basel-Stadt für sein Amt Umwelt und Energie, ein «gut zu kommunizierendes Anschauungsobjekt» mit «Vorbildcharakter bezüglich Konstruktion und Energieverbrauch», schrieb er ins Wettbewerbsprogramm.

Fast zehn Jahre später glitzern seine Fassaden. Denn nicht wie üblich auf dem Dach, sondern auf 1000 m2 Fassade rundum sind die Sonnenfänger installiert und bilden so ein Zeichen im Stadtraum: Energie- und klimavernünftiges Bauen mit exzellentem baukulturellem Anspruch kann gut geraten bis ins Detail der 641 Solarpanels: Punkte und Kreise im Schmelzglas, die Adern und Kapillare, die dunklen Flächen und markanten Fugen sind nicht Schmuck um des Schmückens willen, sondern Schmuck, der aus der Machart dieser Fotovoltaik-Apparate kommt. Die Architekten haben sie eigens mit dem Glashersteller, dem Glashandwerker und dem Modulbauer entwickelt – ein aufwendiger Weg zum Lohn, dass die Stadt nun ihren «anschaulichen Vorbildcharakter» hat und die Architekten des Büros jessenvollenweider ihren Ehrgeiz erfüllen können: Es gut kommt, wenn die Architekten gestalterische Führerschaft auch in technischen Belangen haben. 

Die Sonnenfassade ist ein Statement: Auch ein Bürohaus in einer Altstadt kann seinen Strombedarf selber decken und es wird ein schöner Teil im Stadtgefüge. Auch hinter der Fassade ist eine klimavernünftige Konstruktion. Ihre Träger, Streben und Rahmen sind aus Buche, Eiche und Fichte, meist geschlagen unweit von Basel. Etliches Alumnium, um die Fassade zu befestigen und auch viel Beton blieb nötig für die Böden und die Decken und für die Geschosse unter der Erde. 200 Motoren sind eingebaut für Fenster, Türen, Heizung, Lüftung und so weiter; 300 Sensoren messen das Raumklima oder melden, wenn es brennt, und die Fenster sind wahre Weltmeister im Lärmabwehren und Wärmedämmen und komplexe Apparate.

Das Amtshaus kostet 18 Mio Franken, das ist ein wackerer Preis für 74 Arbeitsplätze. Sie sind in einem bekömmlichen und schönen Ambiente aus erlesener Rohbaukunst eingerichtet: geschliffene Böden, mit Lehm verputzte Wände, perfekte Holzteile und Glasteile. Hier werden nun Umwelt, Energie, Abfall, aber auch die sieben staatlichen Basler Bauernhöfe wohlgeformt verwaltet. 

Infos zum Bau

Amt für Umwelt und Energie, Basel Stadt 2021

Bauherr: Einwohnergemeinde der Stadt Basel

Architekt: Jessenvollenweider, Basel

Kosten: 18, 3 Mio Franken

Wettbewerb 2013
Minergie-Eco-A-Standard